Hitman: Agent 47 Filmkritik (German)

Stellt euch vor, es gibt einen genetisch manipulierten Mann, der kräftiger, klüger und tödlicher ist als andere. Er war Teil eines geheimen Forschungsprojektes, das den ultimativen Auftragskiller erschaffen sollte. Dann ist da noch eine profitgierige Geheimorganisation mit dem Namen Syndikat, welche mit allen Mitteln versucht, die früher verwendete Gentechnologie an sich zu reißen, um eine ganze Armee aus genetisch designten Soldaten zu erschaffen. Der Schlüssel dazu steckt im Kopf des damaligen Projektleiters, der nur durch die Hilfe seiner ebenfalls genetisch veränderten Tochter gefunden werden kann.

Klingt diese Geschichte für euch vielleicht nach einem Superheldenfilm oder einer Comic-Adaption? Weit gefehlt, denn laut 20th Century Fox soll es sich hierbei um den Plot zur zweiten Verfilmung der Hitman-Videopielserie handeln.

Wir erleben aber nicht wie Agent 47 sein Ziel durch ausgiebiges Beobachten, Geduld, einzelne präzise Attacken und mit überlegender Intelligenz erreicht. Stattdessen gibt es viel Ballerei, Faustkämpfe, Explosionen, Autoverfolgungsjagden und unzählige Gegner, die wie Konfetti auf den glatzköpfigen Auftragskiller geworfen werden und genauso schnell zu Boden gehen. Agent 47 erledigt viele seiner Gegnerscharen im Frontalangriff.

Anstatt eines Films, der wie ein Thriller konzipiert ist und in dem man mit dem Protagonisten mitfiebert, bekommen wir hier einen Actionstreifen serviert. Wer also die Trailer vor dem Filmstart gesehen hat, der weiß genau, was auf ihn zukommt.

Aber enthält Hitman: Agent 47 denn überhaupt nichts vom Spiel? Einige Teile des sonst eher einfach gestrickten Plots erhalten Momente, die man erst nicht ganz versteht, die sich aber aufgrund der Vorausplanung von 47 im späteren Verlauf erklären. Hier schimmert also doch die Vorgehensweise aus dem Spiel durch.

Andere Elemente jedoch fühlen sich mehr wie der Bestandteil einer visuellen Checkliste an, die abgehakt wird. Agent 47 erhält seine Anweisungen von Diana, sein Equipment trägt das bekannte Hitman-Logo, die Silverballers sind immer parat, auch die Klavierseite, Verkleidungen oder provozierte Unfälle werden verwendet. Man entdeckt sogar die Gummiente samt Toaster in der Badewanne. Alle Charakteristiken der Spieleserie gehen in der vordergründigen Action unter.

Agent 47 wird vom Homeland-Star Rupert Friend gespielt und der macht seinen Job so gut wie es ihm das Drehbuch ermöglicht. Er könnte in der Tat eine jüngere Variante des Spielcharakters sein. Laut Regisseur Alexander Bach geht es im Film darum, die menschliche Seite des Killers zu entdecken. Agent 47 hat zu Beginn des Films das Ziel, Katia van Dees (Hanna Ware) zu töten. Doch als er bemerkt, dass sie beide aus dem gleichen Forschungsprojekt stammen, wird er weicher und beschließt, ihr zu helfen, um das Syndikat zu stoppen.

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Die etwas ruhigeren Szenen in der ersten Hälfte des Films bis etwa zur Mitte sind die stärksten, da man hier die Spur einer Chemie zwischen den beiden Hauptcharakteren erkennen kann. Ein Beispiel dafür sind die Tricks, die 47 Katia beibringt.

Leider kastriert das furchtbare Drehbuch jeglichen weiteren Tiefgang zwischen den beiden Figuren, andere dagegen bleiben total unterentwickelt. So spielt Zachary Quinto Agent Smith, der für das Syndikat Katias Vetrauen gewinnen soll und Agent 47 aufhalten will. Mit einem subdermalen Titanschild ausgestattet wird er als eine Art Nemesis von 47 präsentiert. Seine Geschichte und persönlichen Beweggründe bleiben im Dunkeln und so ist er nicht mehr als eine Marionette von Le Clerq, dem Chef des Syndikats. Mit Thomas Kretschmann als Le Clerq wurde wieder ein Deutscher für die Rolle als oberster Bösewicht ausgesucht, der jedoch über den größten Teil des Films nur Einzeiler als Befehle von sich gibt und niemals interessant wird.

Das Drehbuch und die teils schrecklichen Dialoge führen dazu, dass die Persönlichkeit des Films unbestimmt bleiben. Hitman: Agent 47 wirkt oft unfreiwillig komisch, wenn der Film ernst sein will und nicht witzig, wenn er lustig sein will.

DF-13421_kl_1400-2Die Actionszenen des Films sind allerdings durchaus solide und unterhaltsam. Abgesehen von ganz wenigen Ausnahmen machte Rupert Friend alle Stunts selbst und insbesondere die Martial Arts-Einlagen sind wirklich gut in Szene gesetzt. Andere Momente wiederum, die Spezialeffekte enthalten, sind deutlich schwächer, wenn auch verständlich, angesichts eines geschätzten Budgets von ca. 40 Millionen Dollar für den gesamten Film.

Hitman: Agent 47 verfügt über einen gewissen Look, für den sicherlich Regisseur Aleksander Bach verantwortlich ist. Bach feiert mit diesem Film sein Debüt auf der Kinoleinwand und war vorher hauptsächlich an Werbefilmen und Musikvideos beteiligt. Es wird viel mit Kontrasten gespielt und so stehen sich bei den Schauplätzen das herbstliche, ein bisschen alt oder schäbig wirkende Berlin sowie das tropische, farbenfrohe und moderne Singapur gegenüber. Agent 47 trägt den schwarzen Anzug, sein Widersacher Agent Smith einen weißen.

Marco Beltrami, der als Komponist bereits an Filmen wie Hellboy, I, Robot, Terminator 3 und Stirb Langsam arbeitete, steuerte den Soundtrack zu Hitman: Agent 47 bei. Leider bleibt abgesehen vom gelungenen Hauptthema kein Titel im Kopf, sodass die Musik im Film eher vor sich hindümpelt. Einmal mehr wünscht man sich die Kompositionen von Jesper Kyd zurück, welcher ebenfalls im Film zuhause ist und zusätzlich die Hitman-Spielserie so lange begleitete.

DF-13744_kl_1400-2Nichts jedoch schützt den Zuschauer vor dem absolut grauenvollen Showdown am Ende des Films. Was erst als interessanter Plan von Agent 47 beginnt, endet in einer erneuten Faust- und Ballerorgie, in der ganz am Ende noch ein weiterer Widersacher aus dem Ärmel gezogen wird und ein frühes Ende findet.

Wer beim Abspann noch im Kinosessel versinkt und das Gesehene erst einmal verarbeiten muss, der erblickt noch einen Cliffhanger für eine mögliche Fortsetzung des Films.

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André Mackowiak

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